Karl Jaspers und die Massenmedien

| Samstag, 10. Februar, 2018 |

Der Philosoph Karl Jaspers war nach 1945 einer der maßgeblichen intellektuellen Figuren in der frühen Bundesrepublik Deutschland. Diesen Ruf erwarb er sich vor allem, weil er sich extensiv der modernen Massenmedien bediente. Man kann geradezu von einer Omnipräsenz sprechen, die sich auf alle publizistischen Medien erstreckte. Dazu hat Jürgen Wilke jetzt eine eigene detaillierte Studie vorgelegt.

Die intensive Benutzung der Massenmedien wurzelte bei Jaspers – wie sein politisches Engagement generell – in seiner Existenzphilosophie. Dabei geriet er jedoch in einen Rollenkonflikt: zwischen den Aufgaben als „strenger“ Philosoph und als ein auf öffentliche Breitenwirkung reflektierender Denker und Moralist. Zugleich gibt Jaspers ein paradigmatisches Beispiel ab für die Erfahrung der Ambivalenz der Öffentlichkeit: Er suchte sie einerseits über die Medien, litt aber zugleich unter ihr und den Schmerzen, die sie für jeden bereithält, der sich in ihr umtut.

Jürgen Wilke: Karl Jaspers und die Massenmedien. Der politische Philosoph im Widerstreit der Öffentlichkeit. Bremen: edition lumière 2018, 153 S., 24.80 EUR.