Vor hundert Jahren: Krieg im Berliner Zeitungsviertel

| Sonntag, 6. Januar, 2019 |

Die zweite Januarwoche 1919 in Berlin war eine besonders dramatische. Die seit der Ausrufung der Republik am 9. November 1918 ausgebrochenen, auch mit Waffengewalt ausgetragenen Unruhen griffen in der Reichshauptstadt auf das Zeitungviertel über, wo die großen Presseverlage angesiedelt waren. Diese Episode aus dem Umbruch vom Kaiserreich zur Weimarer Republik ist Gegenstand eines Artikels von Jürgen Wilke in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 4. Januar 2019.

Mehrere Berliner Zeitungen konnten in der ganzen Woche nicht erscheinen. Das verhinderten die Aufständischen, die die Verlagshäuser besetzt hielten. Truppen der Regierung gelang es erst am Ende der Woche, diese Häuser zurückzuerobern, wobei es zahlreiche Todesopfer gab. Danach kehrte sich die Gewalt gegen die linksgerichtete Presse. Die Episode illustriert, wie revolutionäre Bewegungen in der Moderne nicht allein darauf aus sind, die politische und militärische Herrschaft zu erringen. Sie wollen auch die Mittel der Information und der Meinungsbildung in die Hand bekommen, seinerzeit die gedruckte Presse, später, in ähnlichen Fällen, auch die anderen Medien der Massenkommunikation.

Jürgen Wilke: Krieg im Zeitungsviertel. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 3 vom 4. Januar 2019, S. 13. (Link zu Online-Version)