Das ‚Berliner Tageblatt‘ und die Gestapo

| Donnerstag, 25. November, 2021 |

Im Jahr 1991 gelangte eine Akte in den Besitz des Instituts für Publizistik der Universität Mainz, die die Überwachung des Berliner Tageblatts (BT), einer der großen deutschen Tageszeitungen, durch das Geheime Staatspolizeiamt Berlin dokumentiert. Die Akte ist bisher der pressegeschichtlichen Forschung unbekannt geblieben, wird von Jürgen Wilke jetzt aber erschlossen und problematisiert.

Er versucht zunächst, das Schicksal dieser Akte zu rekonstruieren, die sich ursprünglich im Besitz des Journalisten Karl Willy Beer befand, der selbst in den 1930er Jahren beim BT arbeitete. Sodann wird der Inhalt der Akte ausgewertet. Sie besteht vor allem aus zwei Arten von Dokumenten: Es handelt sich einerseits um Ausschnitte aus Zeitungen, die irgendeinen Bezug zum Berliner Tageblatt aufwiesen und Anlässe für Interventionen sein konnten. In den anderen Fällen handelt es sich vor allem um Schriftwechsel zu Konflikten der Gestapo mit dem BT. Belege dafür gibt es bis zum Verbot der Zeitung im Jahr 1939. Ergänzt wird dadurch vor allem die von der Journalistin Margret Boveri 1965 veröffentlichte Darstellung der Kämpfe um das Berliner Tageblatt im Dritten Reich.

Inzwischen ist die Akte dem Landesarchiv Berlin zur dauerhaften Aufbewahrung übergeben worden.

Das ‚Berliner Tageblatt‘ und die Gestapo. Erschließung und Problematisierung einer unbekannten Quelle. In: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 23 (2021), S. 136-151.